Schwimmen lernen und auf eigenen Beinen stehen

Heute widmen wir uns Adela* (30) und ihrer Familie. Adela kam 2014 mit ihrem Ehemann und den drei Kindern im Alter von 4, 7 und 8 Jahren nach Deutschland. Anfangs lebten sie in einer Pension in Ingolstadt, konnten dann eine kleine Wohnung in München beziehen. 2019 trennte sich Adela vom Vater der Kinder, da es immer häufiger zu schweren Auseinandersetzungen kam. Nach Jahren der Krisen und des Streits wollte Adela so nicht mehr weitermachen.

Da sie nun alleinerziehend war, aber nicht genug Geld für eine Mietwohnung hatte, musste sie mit den Kindern erst mal in eine Wohnungslosen-Unterkunft gehen. Dort erlebten sie viel Unruhe und ständige Konflikte zwischen den Bewohner*innen – darunter litten insbesondere die Kinder zunehmend. So suchte Adela recht bald nach einer anderen Möglichkeit der Unterbringung. 2023 fand die Familie dann endlich ins HORIZONT-Schutzhaus.

Adela tat sich schwer, einfach mal durchzuatmen. Sie war sehr nervös und aufgeregt, wollte möglichst schnell alles unter einen Hut bekommen. Auch die Anbindung der Kinder mit Schule und Betreuung setzte sie enorm unter Druck. Und dann noch die beunruhigende Diagnose, dass ihr Sohn an einer Anpassungsstörung leidet und daher entsprechende Unterstützung braucht. Doch gemeinsam mit der Sozialpädagogin im Schutzhaus, die sie kontinuierlich betreut, konnte Adela allmählich zur Ruhe kommen und ihre To-do-Liste für den Neuanfang entspannter angehen.

Mittlerweile sind die beiden älteren Kinder gut an die Schule im Stadtviertel angebunden und erhalten dank einer Förderung Nachhilfeunterricht direkt bei uns im Schutzhaus. Für den erkrankten Sohn hat unser Team einen Platz in einer heilpädagogischen Tagesstätte sowie einen Schulbegleiter organisiert. Somit ist es Adela möglich, sich vermehrt um Anträge und Amtsgänge zu kümmern sowie bei unserem hausinternen Bildungscafé dabei zu sein. Zudem verbessert Adela derzeit ihre Deutschkenntnisse.

Eine Anerkennung, die stolz macht

Ganz besonders freut uns, dass die älteren Kinder einen Schwimmkurs besucht haben – ein Sohn hat sogar das Seepferdchen geschafft. Die Kinder haben zu Hause so stolz davon erzählt, dass Adela sich nun auch für einen Schwimmkurs angemeldet hat. Viele Kinder und auch Mütter, die zu uns kommen, haben nie richtig schwimmen gelernt.

Und nach langer Funkstille zwischen Adela und ihrem früheren Mann, haben die beiden wieder behutsam Kontakt aufgenommen – was für ein wichtiger Schritt: Denn der Vater unterstützt Adela nun öfter mal, wenn sie dringend Hilfe braucht.

Als ihre Sozialpädagogin Adela neulich fragte, wie sie sich gerade fühle, sagte sie: „Ich spüre zum allerersten Mal, dass ich auf eigenen Beinen stehen kann.“

*Name aus Schutzgründen geändert