HORIZONT-Schutzhaus

In unserem Schutzhaus in München erhalten wohnungslose Frauen mit ihren Kindern ein sicheres Zuhause auf Zeit und ganzheitliche Hilfe unter einem Dach.

Die Familien, die zu uns kommen, haben fast alles verloren. Rund 70 % der Mütter und Kinder sind von Gewalt betroffen. Was sie als Erstes brauchen, ist Rückzug, Geborgenheit und Dinge zur täglichen Versorgung. Im Schutzhaus stehen deshalb 24 voll ausgestattete Wohnungen mit Küche und Bad zur Verfügung. Für akute Notfälle bieten wir zwei Notzimmer an. Die oftmals traumatisierten Familien werden über das Münchner Amt für Wohnen und Migration vermittelt, mit dem wir eng zusammenarbeiten.

Neben sicherem Wohnraum gibt es bei uns Beratungs-, Therapie- und Gemeinschaftsräume sowie einen Garten. Unser Team ist rund um die Uhr da und für jedes Problem ansprechbar. Durchschnittlich beherbergt das HORIZONT-Schutzhaus 76 Menschen, davon etwa 50 Kinder aller Altersstufen. Die meisten Familien bleiben ein bis zwei Jahre bei uns, bis sie auf eigenen Beinen stehen können.

Bezugspädagogik

Der wichtigste Baustein unserer Arbeit ist die niedrigschwellige sozialpädagogische Betreuung. Jede Familie erhält bei ihrem Einzug eine*n Sozialpädagog*in als Bezugsperson. Diese begleitet und unterstützt die Familie und soll positive, zuverlässige Beziehungserfahrung während des gesamten Aufenthaltes ermöglichen.

Mit unserem ganzheitlichen Ansatz können wir weitgreifender helfen, als dies zum Beispiel in einem Frauenhaus möglich wäre. Denn im HORIZONT-Schutzhaus leis­ten wir nicht nur punk­tu­el­le Akut­hil­fe, son­dern erarbeiten gemeinsam mit den Familien Perspektiven, damit sie zeitnah einen Neuanfang schaffen und ihren Platz in der Gesellschaft finden.

Seit Sommer 2020 haben wir übrigens ganz kleine Bewohnerinnen auf unserer Dachterrasse. Hier leben mittlerweile vier Bienenvölker, die die HORIZONT-Kinder, stets begleitet von einem erfahrenen Imker, näher erforschen dürfen. Unser erster eigener Honig konnte auch schon geerntet werden.

Unsere Angebote

  • Ganzheitliche Sozialberatung

    Vier Sozialpädagog*innen, eine Erzieherin und eine Kunsttherapeutin bilden unser Kernteam, ergänzt durch weitere Fachkräfte für den Nacht- und Wochenenddienst.
     
    Das Team berät und betreut die Familien mit ihren oft multiplen Problemlagen. Behutsam wird eine Beziehung aufgebaut, in der es zunächst um Klärung und Stabilisierung geht, um akute Schwierigkeiten – aber auch um Ressourcen. Danach erstellen wir einen Hilfeplan, der realistische Ziele enthält. Individuell unterstützen die Bezugspädagog*innen bei der Vermittlung in verschiedene Therapieformen, bei Behördengängen oder Arztbesuchen.
     
    Schritt für Schritt lernen die Mütter und Kinder gemeinsam den Alltag in einer eigenen Wohnung, mit geregelten Strukturen und neuem Lebensmut. Wenn eine Familie stark genug ist, hilft unser Team dabei, dauerhaften Wohnraum, eine Ausbildung oder einen Job zu finden.
  • Kinder- und Jugendgruppen

    Armut, häusliche Gewalt und das Zuhause zu verlieren – vor allem für Kinder können diese Schicksale schwerwiegende Folgen haben.
     
    Deshalb ist die Kinder- und Jugendarbeit bei HORIZONT von großer Bedeutung. Für Kleinkinder, Schulkinder und Teenager haben wir jeweils eine eigene betreute Gruppe, die sich regelmäßig trifft und ein altersgerechtes Programm anbietet. Hier werden die jungen Menschen wahr- und ernst genommen. Sie können Vertrauen aufbauen und erleben, dass ihre Wünsche und ihre Meinungen zählen. Die Gruppen geben Raum für Gespräche, Spiele, für gemeinsames Kochen oder auch mal Aktivitäten außer Haus.
     
    Dieses Konzept ermöglicht unseren Sozialpädagog*innen, die Kinder gut kennenzulernen – mit ihren Stärken und Schwächen. Wenn wir besondere Defizite feststellen, können wir den Müttern externe Unterstützung wie Logopädie, Ergotherapie oder auch Nachhilfeangebote empfehlen.
  • Projekte für Mütter

    Ein selbstbestimmtes Leben führen – gewaltfrei und ohne Abhängigkeiten? Für wohnungslose Frauen mit Kindern ist der Weg dorthin meist sehr lang. Wir begleiten sie dabei mit zusätzlichen Angeboten, die den Bedürfnissen der Mütter genau entsprechen.
     
    In unseren SAFE-Kursen lernen die Frauen, wie sie eine sichere Bindung entwickeln und feinfühlig mit ihren Kindern umgehen. Im Frauen-Café geht es vor allem um Austausch und Entspannung. Und das Projekt MamaPowerment – der Name sagt es schon – stärkt die Frauen gezielt mit wertvollem Wissen: Hier werden Themen wie Gesundheit, Bildung, Gewaltschutz, Menschenrechte, Erziehung, aber auch Naturschutz besprochen.
     
    Als paralleles Angebot halten wir körperorientierte Ansätze für äußerst wichtig. Je nach individueller Verfassung können unsere Mütter an traumasensiblem Yoga teilnehmen. Zusätzlich bietet eine ehrenamtliche Therapeutin osteopathische Behandlungen zur Linderung von Schmerzen und Stress.
  • Kunsttherapie

    Viele unserer Frauen und Kinder sind stark traumatisiert, häufig durch Gewalterfahrungen. Sie brauchen Zeit und Raum, um sich vom Erlebten zu erholen.
     
    Die Kunsttherapie bietet Ausdrucksmöglichkeiten, wenn Worte schwer zu finden sind oder große Sprachbarrieren vorhanden sind. Sie hilft bei der Aufarbeitung von belastenden Erlebnissen und stärkt die Selbstwahrnehmung. Ob Mama oder Kind, ob Einzelsetting oder offene Gruppenarbeit: Gemeinsam mit unserer Kunsttherapeutin können sich unsere Bewohner*innen angstfrei traumatischen Erfahrungen nähern und Neues aufs Papier bringen.
     
    Je nach Bedarf fließen in die Kunsttherapie zum Beispiel auch systemische oder bindungstherapeutische Elemente mit ein, um ganzheitlich unterstützen zu können.
  • Traumaberatung

    Eine weitere Methode, traumatisierte Frauen und Kinder zu unterstützen, ist die Traumaberatung. Unser Ziel ist, die Erfahrungen der Betroffenen systematisch zu berücksichtigen und im Umgang mit ihnen größtmöglichen Kontrast zur traumatischen Situation herzustellen.
     
    Einige Sozialpädagoginnen sind zur traumazentrierten Fachberaterin ausgebildet und wenden ihre Kenntnisse individuell an. Durch Aufklärung vermitteln sie den Müttern und Kindern ein Verständnis für die Folgen ihrer Erlebnisse. Denn allein das Verstehen, dass ein Trauma das eigene Verhalten stark verändert, kann schon helfen. Das ist eine gute Basis, um behutsam Ängste abzubauen, Ressourcen zu erarbeiten und neue Perspektiven zu erkennen. Jede Familie soll sich im Hier und Jetzt sicher fühlen können.
     
    Im neuen HORIZONT-Schutzhaus wollen wir unsere traumasensible Arbeit noch vertiefen. Dafür wird uns ein integriertes Gesundheits- und Therapiezentrum zur Verfügung stehen.
  • Erlebnispädagogik

    Mit unseren erlebnispädagogischen Projekten schaffen wir ein förderndes und vielfältiges Umfeld.
     
    Die Angebote reichen von Ausflügen, verschiedenen Festen, kreativen Aktionen wie Malen oder Upcycling bis hin zu Bildungswochenenden oder Ferienfreizeiten. Seit vielen Jahren können wir dank großzügiger Spenden zudem therapeutisches Reiten und Klettern durchführen.
     
    Auch diese Aktivitäten setzen den Negativerfahrungen der Familien etwas Positives entgegen: Die gemeinsamen Erlebnisse stärken das Sozialverhalten, die Selbstwirksamkeit und die Bindung in den Familien und auch der Bewohner*innen untereinander. Und sie bieten unbeschwerte Momente im sonst so herausfordernden Alltag.